Positionen

Historischer Stadtkern von Radevormwald

14.04.2013 von Jürgen Wustmann


Gibt es den noch? Ja, auf den Hinweisschildern die zu ihm führen sollen. Ansonsten ist er jetzt stark reduziert und wird sicher bald auf eine nicht mehr erwähnenswerte Größe geschrumpft sein. Das erschreckende daran, das historische ist innerhalb kürzester Zeit so stark dezimiert worden, dass man es eigentlich auch ganz eliminieren könnte. Oder ist das gar das Ziel? Innerhalb von 5 (fünf) Jahren, wenn man die 3 Häuser an der Burgstraße einschließt, werden 7 historische Fachwerkhäuser aus dem engeren Stadtkern verschwunden sein. Davon steht/stand zwar keins unter Denkmalschutz, aber die Gebäude bildeten mit den noch verbleibenden Häusern ein historisches Ensemble, das nun unwiederbringlich auf einen Minimalwert reduziert wird. Diesen Minimalwert könnte man nun auch wieder historisch nennen. Wer ist verantwortlich für diese aus m. S. Negativentwicklung?
Eine Stadtentwicklungspolitik, die aufgrund einer heruntergekommenen Finanzsituation keine Entscheidung mehr fällen kann, die unsere historischen Schätze erhalten kann und eine Verwaltungsspitze, die keine emotionale Verbindung zu dem hier in Radevormwald Entstandenen hat. Auch die Konstellation der Wirtschaftsförderung zur Stadt Radevormwald trägt seinen vernichtenden Teil zur Situation bei. 
Es lässt sich trefflich über die Zustände der abgerissenen und noch abzureißenden Häuser streiten, aber abreissen und neu bauen ist auch nicht ohne Investition möglich. Die Gebäude unter denkmalschutzrelevanten Bedingungen zu sanieren würde wahrscheinlich nicht mehr kosten als abzureißen und neu zu bauen. 
Aber gehen wir noch weiter zurück. Wer noch das alte Rathaus und das ehemalige Rochollgelände kennt, dem müssen beim Anblick des an dieser Stelle entstandenen Bürgerhauses die Nackenhaare zu Berge stehen. Seinerzeit hat man die neue Architektur in einer Aufbruchstimmung sogar für sinnvoll gehalten. Aber wie lange hat diese Stimmung angehalten? Aus meiner Einschätzung ist relativ schnell aus dem neuen Bürgerhaus ein sinnbildlicher Klotz geworden. Mit Klötzen hat's  Radevormwald scheinbar. Denn das neue Haus an der Burgstraße, welches 3 alte Fachwerkhäuser ersetzt, wird ebenfalls als Klotz empfunden. 
Was ist das problematische an zeitgenössischer Architektur? Ihre Kurzlebigkeit! Moderne Bauten können im Vergleich zu historischen Gebäuden kaum eine Wärme, ein sich Wohlfühlen entwickeln. Manche wirken nach 10 - 15 Jahren sogar abstoßend. Es gibt zuwenig gelungene zeitgenössische Architektur, die ein Vernichten der historischen Bausubstanz rechtfertigt. 
Wie wirken demnächst die verbleibenden historischen, kleinteiligen Gebäude neben den Neubauten? Sie werden erdrückt werden, und irgend ein Schlaumeier kommt auf die Idee, diese auch noch zu vernichten, um dann ein einheitliches Stadtbild zu erreichen. Hoffentlich werden dies dann ein paar Zeitgenossen zu verhindern wissen.

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