Positionen
Akademisierungswahn
07.12.2014 von Jürgen Wustmann
Führt uns der Akademisierungswahn in eine bildungspolitische Sackgasse?
In letzter Zeit häufen sich Artikel in namhaften Zeitungen, die vor einer zunehmenden Akademisierung warnen. Werden die vielen Akademiker überhaupt benötigt? Sind die zunehmende Zahl von Abiturienten der Ausdruck zunehmender Bildung oder nur eine Vorsichtsmaßnahme um im Bildungsgefälle nicht abzurutschen? Nehmen die theoretisch gut ausgebildeten Abiturienten den praktisch gut ausgebildeten Azubis die Arbeitsplätze weg?Macht es überhaupt Sinn, Ausbildungsberufe mit Abiturienten zu besetzen? Viele Fragen.
Gut dazu passt aus meiner Sicht die derzeitige Schuldiskussion.
Muss nicht die Bildungslandschaft auf der Beantwortung o.g. Fragen aufbauen?
Ist die Gesellschaft überhaupt bereit, die Fragen zu beantworten?
Zur Zeit sieht es nicht so aus. Der demographische Wandel wird uns aber dazu zwingen.
Die Wertschätzung der Ausbildungsberufe im Vergleich zur akademischen Ausbildung bedarf einer Korrektur. Führt nicht die Geringschätzung der Ausbildungsberufe in die bildungspolitische Sackgasse? Treibt diese Geringschätzung unsere Kinder zum Abitur oder sind es eher die Eltern, besonders die akademisch gebildeten, die befürchten, ein Ausbildungsberuf führt in den sozialen Abstieg?
Ja, führt diese Geringschätzung nicht zur Vernachlässigung des Bildungsbereichs Hauptschule?
Hier liegt, meine ich, die Crux der Diskussion.
Würden wir die unterschiedlichen Berufsgruppen nicht bewerten, sondern sie als Berufung des Einzelnen betrachten, so wie im ursprüngliche Sinn eigentlich gedacht, könnten wir die Schuldiskussion wesentlich gelassener führen.
Jürgen H. Wustmann