Positionen
Abbruch/Neubau in der Burgstrasse
25.09.2010 von Jürgen Wustmann
(Eindrücke aus der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Stadtentwicklung und Verkehr)
Diese jüngste Entscheidung des Bauamtes zur Bebauung in der Burgstrasse zeigt mal wieder, wie unterschiedlich oder willkürlich das Amt den Antragsteller unterstützt oder behindert.
Der Antragsteller, ein Radevormwalder Investor, möchte das Gebäudeensemble an der Burgstrasse, rechts der Kirche abreissen und durch ein neues Gebäude ersetzen.
Der Investor hat gewisse Vorstellungen, diese teilen sich aber nicht mit denen des Amtes. Ein gängiger Sachverhalt, nichts besonderes. Aber um eine Lösung zu finden nimmt sogar die Amtsleitung den Skizzenblock in die Hand und macht Vorschläge, um das Projekt einer Umsetzung Nahe zu bringen. Der gemeine Bürger würde sich diese Einsatzbereitschaft auch für so manch banaleres Projekt wünschen. Aber nein, nur bei Prestigeprojekten bewegt man sich und macht Lösungsvorschläge.
Hoffnung bereitet nur, das das Amt nun doch auch Gefühle zeigen kann. Bei der Ablehnung der Zufahrt zum neuen Einkaufsmarkt in Bergerhof durch Strassen-NRW konnte man erkennen, daß das Amt doch wie ein Bürger fühlen kann. Mit Kopfschütteln reagierte das Amt auf die Entscheidung der übergeordneten Behörde. Man werde alles tun, notfalls bis zu was weiß ich gehen um die Zufahrt genehmigt zu bekommen, sprach der Bürgermeister sinngemäss.
Ob das Amt Schlüsse aus seinen Eindrücken zieht?
Kann es erkennen, das manch eigene Entscheidung beim Bürger auch nur Kopfschütteln auslöst. Warum ist man bei vielen anderen Bauanträgen mit einem Vorschlag des Amtes zur Lösung von Problemen so zurückhaltend und bei anderen wiederum so hilfsbereit? Für den Bürger bleibt der Eindruck, daß Entscheidungen dieses Bauamtes einer gewissen Willkür unterliegen.
Aber zur Bebauung der Burgstrasse wird die öffentliche Meinung aus meiner Sicht noch ein Wörtchen mitreden. Diese steht dem vorgesehen Gebäude mit einer gewissen Skepsis gegenüber. Aus meiner Sicht zu Recht. Hier wird aus einem dreigliedrigen Gebäude ein grosser einheitlicher Komplex errichtet. Die historische Kleingliedrigkeit geht komplett verloren. Stellt man sich vor das noch vorhandenen Gebäudeensemble wird die Dimension überdeutlich.
Schade das der Investor und die Stadt Radevormwald nicht den Mut haben, an dieser Stelle ein architektonisches Highlight, analog der Hafenbebauungen in Düsseldorf/Köln zuzulassen. Dann würden zeitgenössische und historische Bausubstanz einen Spannungsbogen am Rand des historischen Stadtkerns bilden. Aber dies wäre wahrscheinlich noch schwieriger in der Öffentlichkeit durchzusetzen.
Hier schlagen übrigens zwei Herzen in meiner Brust. Einmal der Respekt vor historische Bausubstanz und auf der anderen Seite der Faible für gewagte neue Architektur.
Stellen sie sich zwei Kuben vor, die schräg und versetzt auf dem Grundstück stehen. Der zur Kirche gewandte ist aus Respekt vor der Historie niedriger und der zur Buche stehende entsprechend höher gebaut. Die beiden Kuben würden aufgrund ihrer reduzierten Grösse auf die Kleingliedrigkeit der vorhanden Fachwerkbauten Rücksicht nehmen. Dies wäre ein architektonischer Anziehungspunkt für Radevormwald. Es bleibt aber sicher auch nur eine Vision meinerseits.